#le0402 – Bürgerbewegung Leipzig

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Neben den neonazistischen Zusammenhängen geben natürlich auch die Querfrontler, völkische Nationalisten, Reichsbürger und Protofaschisten – kurz Klemmnazis – ihre Hoffnungen auf das große Leipzig nicht auf. Wir stellen vor: die „Bürgerbewegung Leipzig“.

In schon bekannter Tradition tauchte eine unschuldig klingende Facebook-Seite ohne Hinweise auf Urheber aber mit großen Zielen auf. Demokratie, Frieden, Freiheit und so. Ein typischer Fall von Tarninitiative. Dahinter stecken alte Bekannte, Wanderprediger im völkischen Geist, die überall sonst entweder gescheitert sind oder rausgeworfen wurden. Und Verbindungen zu Legida sind natürlich auch vorhanden.

Gegründet wurde die Facebook-Seite bereits am 6.1.2017. Es ist also relativ eindeutig, dass es hier Absprachen mit Legida gab, die ihren eigenen Rückzug erst 3 Tage später publik machten.
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Zu den ersten aktiven Benutzern auf der Seite (Shares und Likes) gehören Esther Seitz und Madeleine Feige. Beide gehören mit großer Sicherheit zum Kern des Teams.

Ester Seitz ist eine Wanderhetzerin, die seit 2015 durch Deutschland tourt und deren eigene Initiativen unter dem direkten Einfluß des neonazistischen Hooligan-Milieus stehen und standen. Sie wohnt eigentlich in einem kleinen Kaff bei Nürnberg (Korrektur: sie wohnt seit kurzem in Meißen). Ihre Beteiligung an der „Bürgerbewegung“ wird auch durch folgendes Gespräch deutlich:
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Madeleine Feige begann ihre rechte Aktivistenkarriere 2015 auf der Bühne eines Simon Richter, der wiederum Bekanntheit durch einen Neonaziaufmarsch zum 13. Februar in Dresden erlang. Sie ist seitdem mutmaßlich der AfD beigetreten und betreibt die Reihe der „Wellenlänge“-Tarninitiativen rund um Dresden. Zuletzt trat sie zusammen mit Seitz Anfang Januar in Köln auf einer Faschokleinstdemo auf. Daneben steckt sie auch hinter dem Verein „Zukunft braucht Bildung e.V.“, der zur Zeit querfrontlastige Saalveranstaltungen durchführt.

Die Verbindung zu Legida besteht wahrscheinlich über die Leute, die auch hinter der Legida-Abspaltung „GIDA-Regional“ stecken: Thomas Festerling und Andreas Rühling. Beide hatten Feige schon im Sommer zur sogenannten „Keine Gewalt“-Aktion in Leipzig auf die Bühne geholt und werben seitdem immer mal wieder für Feiges Aktionen.

Mit ziemlicher Sicherheit mischen noch weitere Personen aus inzwischen eingegangen Kleinstadt- und Dorfinitiativen mit. Jens Tamke aus Roßwein und Lothar Hoffmann (der Friedensrichter) aus Neustadt zum Beispiel. Sie gehören zu Feiges Netzwerk.

Was bisher fehlt sind aktive Verbindungen zu protofaschistischen Akteuren wie „Ein Prozent“ oder der IB.

Das Narrativ und die Schizophrenie

Wie immer, wenn rechte Akteure nach Leipzig kommen, geht es vor allem um das revolutionäre Narrativ von 89. Die Sage, dass einmal um den Ring schlurfen eine große Macht besiegt hätte. Dieses Narrativ war der Kern von Legida und die sogenannte „Bürgerbewegung Leipzig“ steht dem in Nichts nach. Menschen, die die Wende wahrscheinlich nicht selbst erlebt haben. Revolution durch.. durch was eigentlich?

Tatsächlich zeigt sich die Kommunikation zwiegespalten. Innerhalb eines Tages gab es zwei Aufrufe, die sich in Inhalt und Duktus nicht deutlicher voneinander unterscheiden könnten.

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Die erste Version des Aufrufs

Dieser Text scheint von Feige zu stammen. Es ist das klassische Querfrontgeschwurbel, Untergangsgelaber; nur echt mit „NICHT RECHTS NICHT LINKS!!“. Klemmnazisprech, wie aus der Feder von Markus Johnke.

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Die zweite Version des Aufrufs

Dagegen die zweite Version. Denkt sie euch mit der Stimme von Ester Seitz. Eindeutig ihre Handschrift. Aggressiver, drohender. Aufforderung zu Tat, egal welcher. Und Frust, viel Frust. Weil zwei Jahre grölen und schwurbeln, Hass auf und vor den improvisierten Bühnen bisher nicht den so sehr herbeigesehnten Umsturz gebracht haben.

Was fehlt: Inhalte. Noch nicht einmal die klassischen, rassistischen Anti-Asyl-Tiraden finden sich bisher. Besonders durchdacht wirkt das Ganze noch nicht.

Die Demo

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Bisher wurde durch das Ordnungsamt Leipzig bestätigt, dass an diesem Tag eine Veranstaltung angemeldet wurde. Ob nur Kundgebung oder Marsch werden die kommenden Wochen zeigen. Offensichtlich ist aber, dass die Anreise einiger Personen so weit ist, dass man nicht an dem heiligen Montag sondern an einem Samstag kommen muss. Und natürlich wird sich dadurch eine erhöhte Beteiligung erhofft.

Der Titel dieses Theaters ist natürlich wieder ein Paradebeispiel für eine besorgte Worthülse und einen besonders ausgeprägten Weltuntergangsfetisch.

In den nächsten Tagen beobachten wir mal die Reaktionen anderer Gruppen und Personen. Soviel sei verraten: Jörg Hoyer, der Legida-Mitgründer, freut sich schon in seinem Heidenauer (!) Kabuff auf eine erneute Chance in Leipzig.

Über Gegenaktionen wird hier dann, wenn spruchreif, zu lesen sein.

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